Leserinnenbrief an Kleine Zeitung betr. JERUSALEM

Herr Yaron schreibt, dass muslimische Politiker eine Dynamik der Radikalisierung auslösen, weil sie auf die Worte von Trump empört reagieren. Mir erschließt sich die Logik nicht, denn was die palästinensischen Menschen in Rage bringt, sind Herrn Trumps Worte, sie brauchen keine muslimischen Politiker, die ihnen sagen, dass ihre Rechte wieder einmal mit Füßen getreten werden.

 

An:leserforum@kleinezeitung.at‚ <leserforum@kleinezeitung.at>
Betreff: Lesermeinung zu Jerusalem

 

Ich bitte Sie, meine Stellungnahme zum Artikel vom 8.12.2017 von Gil Yaron¨Die trügerische Solidarität der islamischen Welt¨ zu veröffentlichen:

 

Herr Yaron schreibt, dass muslimische Politiker eine Dynamik der Radikalisierung auslösen, weil sie auf die Worte von Trump empört reagieren. Mir erschließt sich die Logik nicht, denn was die palästinensischen Menschen in Rage bringt, sind Herrn Trumps Worte, sie brauchen keine muslimischen Politiker, die ihnen sagen, dass ihre Rechte wieder einmal mit Füßen getreten werden.

 

Dann schreibt Herr Yaron von der radikalislamischen Hamas. Ich möchte Herrn Yaron bitten, solche Worte mit Vorsicht zu verwenden und zu differenzieren. Ich glaube, die Zuschreibungen von ¨radikal¨ und ¨islamisch¨ lösen in den Menschen Angst und Islamophobie aus, etwas was eine so renommierte Zeitung wie Sie unbedingt vermeiden sollte. Erinnern möchte ich, dass die Hamas demokratische Wahlen gewonnen hat, welche die ach so demokratische Welt dann aber plötzlich nicht anerkannte.

 

Dass die Palästinenser vom Gazastreifen aus einen Krieg gegen Israel starten könnten ist eine Aussage, die nur jemand glauben kann, der nicht weiß, dass die Palästinenser in Gaza prekäre selbstgefertigte Raketen verwenden, während Israel über eine der stärksten Armeen der Welt verfügt.

 

Was überhaupt nicht zur Sprache kommt ist die Tatsache, dass Israel das Westjordanland besetzt hält und Jerusalem außerdem auch noch annektierte. Eine Besatzung, die laut Völkerrecht illegal ist und die von der Weltengemeinschaft durch unzählige UNO-Resolutionen verurteilt wurde, dasselbe gilt für die illegale Annexion.

 

Ebenso fehlt eine Erklärung über den Status von Jerusalem: Anlässlich des UN-Teilungsplanes von 1947 wurde Jerusalem als Corpus Separatum deklariert, das heißt, Jerusalem sollte unter internationaler Verwaltung stehen. Nach dem Krieg wurde 1949 eine Waffenstillstandslinie, die sogenannte grüne Linie vereinbart, Jerusalem wurde in ein israelisches West-Jerusalem und palästinensisches Ost-Jerusalem geteilt. Beim Krieg 1967 besetzte Israel den Ostteil und kurz danach annektierte Israel diesen Teil. 2002 wurde dann die Mauer gebaut, aber nicht auf der grünen Linie, sondern tief drinnen auf palästinensischem Territorium.  Die Grenzen Jerusalems wurden von Israel verschiedene Male unilateral neu gezogen und dadurch mehr palästinensisches Land annektiert. Was außerdem zur Folge hatte, dass Jerusalem immer mehr von der Westbank getrennt wurde. Alle diese Entscheidungen Israels, den Charakter und Status von Jerusalem zu verändern, wurden von den UN-Mitgliedsstaaten nicht anerkannt (siehe UN-Sicherheitsrats-Resolutionen 252, 267, 471, 476, 478) und sind daher null und nichtig.

 

Christine Hoedl

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