Land-Tag 2018 PALÄSTINA: Wir existieren, und wir werden widerstehen
Palestine Updates bringt den LeserInnen ausgewählte Informationen über den Land-Tag, seine Geschichte, seine politischen Vorstellungen als Sternfahrt und -datum, sein Potential für die Vereinigung der Palästinenser in ihrem Kampf um Freiheit und Befreiung von der Okkupation. Wir hoffen, diese Information wird nicht nur einfach nützlich sein, sondern auch so vorgestellt, dass sie uns enger an die palästinensische Hoffnung auf ein Ende der Okkupation bindet.
Palestine Update Nr. 127 – Spezialausgabe, 30. März
Land-Tag in Palästina 2018
Gebündelter Akt darüber, wie der Land-Tag die palästinensische Regierung vereint
Das Rückkehrrecht ist ein Prinzip im internationalen Recht, das das Völkerrecht der freiwilligen Rückkehr oder Wieder-Rückkehr in das Land ihres Ursprungs oder ihrer Staatsbürgerschaft garantiert.
Ein massiver Zusammenschluss der wichtigen palästinensischen Parteien einschließlich der Nationalen und Islamischen Kräfte hat sich in Massenprotesten gegen die israelische Okkupation am 30. März gefunden, um den Land-Tag zu feiern. Dieser liegt unmittelbar vor dem 70. Erinnerungstag an die palästinensische Nakba. Proteste an israelischen Checkpoints im besetzten Land zeigen den Zorn über die rassistischen und diskriminierenden Praktiken der Okkupation, sowie ihren Ärger darüber, was als der „Deal des Jahrhunderts“ bekannt geworden ist.
Der Land-Tag ist von besonderer Signifikanz für die Palästinenser, ist es doch zum ersten Mal seit 1948, dass die Palästinenser in Israel eine kollektive Antwort auf die Politik Israels organisieren. Er wird nicht nur von Palästinensern innerhalb des historischen Palästinas wahrgenommen, sondern auch von Palästinensern weltweit. Der 30. März ist seit 1976 ein Tag des Patriotismus und des Widerstands von Palästinensern weltweit. 2018 verspricht, ein Rekordbrecher zu werden.
Der Politikanalytiker Ibrahim Habib warnt: „Israels Angst vor diesem Marsch wird es zwingen zu eskalieren, und das darf uns nicht stoppen weiterzugehen, selbst wenn sie Drohnen verwenden, um Tränengas-Bomben auf die Protestierer abzufeuern – wie sie uns bereits zu tun gewarnt haben. Wir müssen diesen Marsch zu einem Erfolg machen, denn wenn er einer wird, wird das ein neues Stadium für den palästinensischen Widerstand sein.“
Was Grundsatz ist, ist die Übereinkunft aller politischen Richtungen, unter der schützenden Hand von Palästina und den Vereinten Nationen zu agieren, was in sich selbst bereits eine bedeutende Leistung ist. Eine Fülle von Aktionen wird angepeilt. Gruppen in der Westbank planen, Olivenbäume auf Ländereien zu pflanzen, die ihnen durch die Okkupation weggenommen worden sind. Andere wollen Wandgemälde schaffen und Skulpturen, Ausstellungen veranstalten mit Produkten, die das palästinensische Erbe und sein Kunst-handwerk zeigen, und es wird digitale Kampagnen zu verschiedenen Ausdrucksweisen der sozialen Vernetzung geben.
Mahmoud Khaldi, ein 65jähriger Bauer im nördlichen Gaza spricht über seine Rolle beim „Großen Rückkehr-Marsch“ und drückt es am besten aus: „Ich liebe mein Land, ich kann es nicht vergessen“, indem er sagt … „Mein Land ist meine Seele, und du kannst es nicht hinter dir lassen. Auch wenn sie es uns stehlen, werden wir es zurückholen“. Er betont, dass dieses ein „neuer Schritt“ sei, um unser Recht auf Rückkehr in unser Land, das Land unserer Väter und Großeltern zu sichern.“
Es ist nicht zu übersehen, dass Israel nicht zurückgeben will, was es gestohlen hat, und was es weiterhin stiehlt – nicht nur Land, auch die wichtigen Ressourcen und das kulturelle Erbe. Israel versucht, die Palästinenser auf ein Nicht-Volk zu reduzieren. Die Palästinenser treten diesem klar entgegen, indem sie eindeutig sagen: „Wir existieren, und wir werden widerstehen, bis die Freiheit heraufdämmert.
Ranjan Solomon
Land-Tag am 30. März
Land-Tag – 30. März ist der jährliche Erinnerungstag der Palästinenser an die Vorkommnisse an diesem Datum 1976. Als Antwort auf die Ankündigung der israelischen Regierung zu einem Plan, tausende Dunam Land für Sicherheits- und Siedlungszwecke zu enteignen, wurden in arabischen Städten von Galiläa bis zur Negev ein Generalstreik und viele Märsche organisiert. Während der darauffolgenden Konfrontationen mit der israelischen Armee und Polizei wurden sechs unbewaffnete arabische Bürger getötet, etwa 100 verletzt und hunderte andere inhaftiert.
Land-Tag ist ein Schwerpunkt im Kampf um Land und die Beziehung der arabischen
Bürger zum israelischen Staatskörper. Er ist bezeichnend dafür, dass es seit 1948 das erste Mal war, dass Araber in Israel als palästinensisches nationales Kollektiv eine Antwort auf israelische Politik organisiert haben. Seither ist dieser Tag im palästinensischen nationalen politischen Kalender ein wichtiger Tag der Erinnerung und wird nicht nur von arabischen Bürgern von Israel wahrgenommen, sondern auch von den Palästinensern weltweit.
Die Araber in Palästina waren ein überwiegend landwirtschaftlich orientiertes Volk; 75 % verdienten ihren Lebensunterhalt vor der Gründung des israelischen Staates aus ihrer Landwirtschaft. Nach dem palästinensischen Exodus und dem Ergebnis des arabisch-israelischen Krieges 1948 spielte das Land weiterhin eine wichtige Rolle im Leben von 156.000 palästinensischen Arabern, (siehe Link =280e145f77&e=) die innerhalb des Territoriums verblieben waren, das zum Staat Israel wurde, und dienten als Quelle für kommunale Identität, Ehre und Zweck. Die israelische Regierung nahm 1950 das „Gesetz der Rückkehr“ auf, um die jüdische Einwanderung nach Israel zu erleichtern und die Einbürgerung jüdischer Flüchtlinge. Israels „Absentee’s Property Law“ (Gesetz über das Eigentum Nicht-Anwesender“) vom März 1950 übergab die Eigentumsrechte von abwesenden Besitzern an einen von der Regierung bestellten Vermögensverwalter für Absentee Property. Die Ländereien von arabischen Staatsbürgern von Israel, die „präsent sind innerhalb des Staates, jedoch klassifiziert im Gesetz als Abwesende“ pflegten konfisziert zu werden. (siehe Link =59a349efcb&e=) Die Anzahl der „präsenten Abwesenden“ oder intern verschobenen Palästinenser unter den 1,2 Millionen arabischen Bürgern von Israel wird geschätzt (2001) auf 200.000 oder einigen 20 % der gesamten palästinensisch-arabischen Bevölkerung in Israel. Die Regierung von Israel hat ihre Absicht erklärt, Territorien in Galiläa für amtliche Verwendung zu enteignen; davon betroffen sind einige 20.000 Dunam Land zwischen den arabischen Dörfern.
David McDowall identifiziert die Wiederaufnahme der Landnahme in Galiläa und die Beschleunigung der Landenteignungen in der Westbank in den Mitte 70erjahren als den direkten Katalysator sowohl für die Land-Tag-Demonstration und ähnliche Demonstrationen, die gleichzeitig in der Westbank stattfinden. Er schreibt: „Nichts dient sosehr dazu, die beiden palästinensischen Gesellschaften politisch zusammen zu bringen als die Landfrage“.
Während der Ereignisse am Land-Tag entwickelte sich ein neues Gefühl für Nationalstolz zugleich mit dem Ärger gegenüber dem Staat und der Polizei – und der Trauer wegen der toten Protestierer unter der arabischen Gesellschaft in Israel. Der Land-Tag ergab auch, dass die Araber in den Augen der israelischen Politik eine größere Präsenz gewannen, weil sie dadurch nicht mehr länger ignoriert werden konnten, Die arabische Zivilgesellschaft in Israel begann, sich mehr zu koordinieren und Proteste gegen die Politik der Regierung wurden häufiger mit dem Schwerpunkt auf drei Hauptthemen: Land- und Planungspolitik, sozial-ökonomische Bedingungen, und nationale Rechte der Palästinenser gesetzt.
Für die Palästinenser wurde der Land-Tag inzwischen zu einem Tag der Erinnerung und des Tributs an jene, die im Kampf um das Festhalten am Land und an ihrer Identität gefallen waren. Und oft diente er als Tag für den Ausdruck der politischen Unzufriedenheit für arabische Bürger von Israel (Link: =a31ecb85bd&e=), besonders im Umfeld von gleichen Land- und Bürgerrechten; 1988 erklärten sie, dass der Land-Tag dienen sollte als „ein palästinensisch-israelischer ziviler Nationaltag der Erinnerung und ein Tag der Identifikation mit Palästinensern der Westbank und von Gaza, herausgehoben durch jährliche Demonstrationen und Generalstreiks.“ Nicht nur diente der Land-Tag dem Schmieden einer politischen Solidarität unter den arabischen Bürgern von Israel, sondern arbeitete auch an der Zementierung der Akzeptanz der „1948-Araber“ in die größere Welt Palästinas und in das Herz des Mainstream-Palästinenser als Nation“.
(Quelle Facebook, Link =7fe721fa88&e=)
Menschen in Gaza starten 46-tägigen Protest am Land-Tag
Das Rückkehrrecht der Palästinenser war ein Eckstein ihrer Forderungen für jede Beilegung des gegenwärtigen Israel-palästinensischen Konflikts. Die Palästinenser fordern, dass ungefähr 5 Millionen ihrer Landsleute das Recht zur Rückkehr zu ihrem Land und ihren Wohnstätten in Israel zuerkannt werde, welche sie oder ihre Sippe verloren haben.
Palästinenser im Gazastreifen planen einen sechswöchigen Zeltstadtprotest nahe der israelischen Grenze, beginnend mit 30. März mit der Forderung, dass palästinensischen Flüchtlingen die Heimkehr zu ihren Wohnhäusern in Israel erlaubt werde. Eine solche Demonstration, Familien entlang der Grenzlinie im Freien kampieren zu sehen, könnte ein Dilemma für das israelische Militär darstellen, das eine „no-go“-Zone für Palästinenser
auf dem Land erzwingen soll, das direkt an den israelischen Grenzzaun anschließt. Palästinensische Protestierer entlang der Gaza-Grenze werden häufig konfrontiert mit israelischen Soldaten, die bewaffnet sind mit scharfer Munition, mit Tränengas- und Gummigeschoßen. Ahmed Abu Ayesh, Sprecher des Koordinationskomitees, sagte, es gäbe Pläne, dass hunderte oder tausende Leute, auch ganze Familien, in Zelten leben würden, die am „nächstliegenden sicheren Ort an der Grenze“ errichtet werden. Man würde, sagte Abu Ayesh, „die Vereinten Nationen von der Veranstaltung informieren.“ Eine vom Organisationskomitee veröffentlichte Stellungnahme drängte die in Gaza lebenden Palästinenser, „teilzunehmen an diesem nationalen Projekt, das friedlichen Widerstand als einen neuen Weg zur Gewinnung unsere Rechte, vor allem des Rechts auf Rückkehr der Flüchtlinge zu ihrem Ort, der jetzt Israel ist, enthält“.
Rückkehrrecht
Die Palästinenser fordern, dass ungefähr fünf Millionen ihrer Landsleute das Rückkehrrecht in ihr Land und ihre Wohnhäuser in Israel erhalten sollen, das sie oder ihre Sippe verloren haben.
Das Rückkehrrecht der Palästinenser war ein Eckstein ihrer Forderungen für jedwede Beilegung des laufenden israelisch-palästinensischen Konflikts. Die Palästinenser fordern, dass um die 5 Millionen ihrer Landsleute das Recht auf Rückkehr zu ihrem Land und Haus in Israel erhalten müssen, das ihnen oder ihre Sippe weggenommen wurde. Israel schließt das aus in der Angst, dass eine Rückkehr der Palästinenser die jüdische Mehrheit zunichtemachen würde, und argumentiert, die Flüchtlinge könnten sich in einem zukünftigen Staat Palästina in der Westbank und im Gazastreifen ansiedeln, Ländern, die Israel im Krieg von 1967 okkupiert hatte. Eines der Rechte, das in der Universal Declaration of Human Rights (UDHR – Universelle Menschenrechtsdeklaration) festgemacht ist, ist das Rückkehrrecht. Artikel 13(b) des UDHR lautet: „Jedermann hat das Recht, jedes Land zu verlassen, einschließlich sein eigenes, und in sein Land zurückzukehren“.
Quelle der beiden obigen Artikel: Link: =7d836721c3&e=
Hanan Ashrawi verurteilt Israels ungesetzlich drakonische Maßnahmen
„Bei jedem Hindernis und jeder von Israel aufgebauten Sperre werden wir beharren und Hoffnung behalten angesichts von Zerstörung und Verzweiflung“.
Hanan Ashrawi, Mitglied des PLO-Exekutivkomitees sagte in einer Stellungnahme am Tage der 42. Wiederkehr des Land-Tages, dass „42 Jahre später die Palästinenser im ganzen historischen Palästina Zerstörung, Vertreibung und Entmenschlichung in den Händen der rechten und extremistischen israelischen Regierung zu erleiden haben. Aufgrund der unerhörten Gewaltakte, vor allem durch die ständig fortschreitende Annexion von Land und die Ausdehnung des illegalen Siedlungsunternehmens, der militärischen Checkpoints und der Apartheidmauer auf dem besetzten palästinensischen Territorium handelt Israel straflos und verlängert ständig die militärische Okkupation. Es verursacht auch schweres Leid für seine palästinensischen Staatsbürger durch diskriminierende und ungerechte Gesetze, Vorschläge und Maßnahmen, und indem es ihnen ihre fundamentalen Grundrechte als Bürger von Israel verweigert“. Ashrawi kam zum Schluss: „Indem wir diesen Nationalfeiertag begehen und unserer ermordeten Brüder und Schwestern gedenken, zahlen wir auch unseren Tribut an das palästinensische Volk überall für seinen Mut und seine Beständigkeit angesichts des israelischen Rassismus, seiner Kolonisierung und Gewalt. Mit jedem Hindernis und jeder Sperre, die uns Israel vor die Nase stellt, beharren wir und halten fest an unserer Hoffnung
angesichts von Zerstörung und Verzweiflung“. Sie bestätigte wieder die Verpflichtung der PLO, „gewaltlosen Aktivismus und politische, legale und diplomatische Bemühungen populär zu machen…“
Den ganzen Text lesen Sie in Facebook auf dem Link =fcce9d86df&e=
Warum ist Israel besorgt? – Was ist heuer anders?
Israel traumatisiert und unterdrückt das Volk von Gaza. Ein Volk, das unbarmherzig unterdrückt wird, wird sich erheben und rebellieren. Israel fürchtet den Bumerang auf seine eigenen Aktionen.
Zusätzlich zu den Geschehnissen entlang der Grenze Gaza-Israel sind Beobachter und amtliche Personen über eine Anzahl von Faktoren besorgt hinsichtlich des Gewaltpotentials. Vermutungen nach hat die Hamas einige 100.000 Personen für die Demonstration am Freitag aufgebracht. Während die Protestaktion gewaltlos vorgesehen war, hat sich Israel auf Gewalt-ausbrüche vorbereitet. Detonationen von Explosionen entlang der Grenze und der Grenzübertritt von drei bewaffneten Palästinensern nach Israel vom Morgen des Dienstags an
haben die ständigen unterschwelligen Spannungen einen Ausbruch wahrscheinlicher gemacht. …
(Die Übersetzung dieser Zeilen vom 30. März wurde am 4.April angefertigt. Inzwischen wurde auch im ORF an den Ostertagen über die Ereignisse berichtet, die hier noch als Befürchtungen für die Zukunft vorgelegen haben)
…
Der militärische Arm der Hamas führte eine Truppenübung größeren Ausmaßes am Sonntag vorher im ganzen Gazastreifen durch, bei dem Israels „Iron Dome“-Raketen-Verteidigungssystem mit Maschinengewehren sekkiert worden war. Außerdem: der Zusammenbruch der Versöhnungsbemühungen zwischen Hamas und der rivalisierenden Fatah-Partei bedeutet, dass für die humanitäre Krise in Gaza kein Ende herausschaut.
Mittlerweile vermehrt die Anzahl signifikanter Daten die Möglichkeit von mehr Protesten: die Passahferien, die Ankündigung Amerikas, seine Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, der
Palästinensische Gefangenentag und Israels 70. Unabhängigkeitstag. Es geht nicht nur um Gaza. In der Westbank und in Jerusalem wurden ein israelischer Zivilist und zwei Soldaten von palästinensischen Angreifern im März innerhalb von drei Tagen ermordet.
Haaretz bringt mehr darüber. Facebook-Link =a1bc196426&e=
Übers: Gerhilde Merz
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