Gruß der Palästina Solidarität Steiermark an die Zapatistas!

Die Zapatistas sind in Europa angekommen!

500 Jahre nach Beginn des Widerstandes gegen die Kolonialisierung Amerikas betreten Delegierte der EZLN und des Indigenen Nationalkongresses Mexikos (CNI-CIG) europäischen Boden. Ziel ihrer geplanten Reise durch alle Kontinente ist es, Widerstände gegen Kapitalismus und Kolonialismus zu vernetzen.


Am 1. Jänner 1994 erhoben sich die Zapatistas, eine Bewegung aus indigenen Landlosen aus Chiapas/Mexiko, mit einem „¡Ya basta!“ / „Es reicht!“ gegen die Großgrundbesitzer, Regierung, Kapitalismus, Rassismus und Ausbeutung. Seit über 25 Jahren leben sie nun in ihren über 1.000 Gemeinden eine auf Autonomie, Gleichberechtigung, Basisdemokratie und Solidarität basierende Alternative „von links und unten“.
Aus des Aufruf des CNI-CIG zur „Reise für das Leben“: „Und wir wissen, dass überall im Land Trauer ist; in den Kollektiven, die für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen, angesichts dieser Verbrechen, die Teil des Krieges gegen das Leben gewesen sind und die nicht aufgehört haben, unsere Auslöschung zu suchen. Deshalb fahren wir fort, Gerechtigkeit zu fordern, auch wenn 5 Jahrhunderte vergangen sind, auch wenn seit Jahrzehnten die Straflosigkeit für Massaker und Verbrechen gegen die Menschlichkeit weiterbesteht.“i
Wir von der Palästina Solidarität Steiermark begrüßen die Delegation der indigenen Kämpfe herzlich!
Die zapatistische Bewegung versteht sich als ein Teil der globalen Kämpfe der unterdrückten Menschen. Zapatist:innen drückten auch mehrmals ihre innige Verbundenheit mit dem Kampf des palästinensischen Volkes gegen die israelische Besatzung, Apartheid und Siedlerkolonialismus aus. So sagte EZLN – Subcommandante Galeano im August 2019 anlässlich der Gründung von elf neuen Caracoles ii: „Wie auch immer, werden das palästinensische Volk und das Volk der Mapuche frei sein. Zehn, hundert, tausendmal werden sie siegen.“ Ebenfalls solidarisieren sich Palästinenser:innen mit der EZLN und verurteilten die Massaker an ihren Brüdern und Schwestern in Chiapas.

Chiapas und Palästina

Der Widerstand der palästinensischen Bevölkerung ist ebenfalls ein Kampf um Würde und das Leben, ein Kampf um ihre Existenz in ihrer historischen Heimat. Die zionistisch-europäische Kolonialisierung Palästinas folgt dem Muster der europäischen Amerikas. Es gibt viele Parallelen in ihren Kämpfen: Die Indigenen von Mexiko und Palästina leisten Widerstand gegen ethnische Säuberungen, gegen ihre Vertreibung, (post-) koloniale Ausbeutung, Zerstörung der Natur, Raub von Wasser, u.v.m. Die PLO führte Friedensverhandlungen, die ZapatistInnen verhandelten jahrelang mit der mexikanischen Regierung, deren Ergebnisse weder von der mexikanischen Regierung noch von der israelischen Regierung bis heute umgesetzt wurden. Trotz Repression und Krieg gegen die indigenen Bevölkerungen in Mexiko und in Palästina konnte ihr unbändiger Freiheitswillen nicht unterdrückt werden.

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Das israelische Regime steht auf der anderen Seite der Reise für das Leben!
Das israelische Kolonialsystem unterdrückt nicht nur brutal die palästinensische Bevölkerung, sondern exportiert weltweit ihre Waffen und ihr Know-How der Aufstandsbekämpfung. Zeitgleich zur Invasion 1982 im Libanon, um die palästinensische Revolution zu besiegen und israelisches Staatsgebiet erneut zu erweitern, unterstützte sie beispielsweise den Militärputsch in Guatemala. Während dieser Zeit hielten sich 300 israelische Militärberater im Land auf, welche auch guatemaltekische Soldaten und paramilitärische Einheiten schulten. Dabei profitierten sie bereits damals von den Erfahrungen aus der Aufstandsbekämpfung gegen die Palästinenser:innen. Das UN-Tribunal zur Untersuchung des Bürgerkriegs gegen die indigene Bevölkerung in Guatemala, in dem über 200.000 Menschen getötet wurden, stellte eindeutig fest, dass die Munitionen, welche nach dem Massaker im Dorf Dos Erres gefunden wurde, von israelischen Waffen stammten.iv

Die mexikanische und israelische Regierung kollaborieren auf den Ebenen von Polizei, Gefängnis, Technologie. Israel schulte nach dem Beginn des zapatistischen Aufstandes mexikanisches Militär und Polizei in der Aufstandsbekämpfung und verkaufte Mexiko Waffen, Helikopter, Drohnen und Überwachungs-technologien.v Die israelische Firma Magal Security Systems rühmt sich nicht nur mit dem Mauerbau rund um Gaza und in der Westbank, bekam von Trump einen Auftrag für den Bau der Mauer zwischen USA und Mexiko, sondern lukrierte auch einen Überwachungsauftrag von Mexiko.vi So verwundert es nicht, dass aktuell der mexikanische Folterknecht Zeron von der israelischen Regierung nicht ausgeliefert wird. Er wird u.a. beschuldigt, in das israelische NSO-Spionageprogramm und das Verschwinden von 43 indigenen Lehramtstudierenden aus Ayotzinapa 2014 involviert gewesen zu sein.vii
Innerhalb jeder Dissidenz, jeder Rebellion, jedem Widerstand gibt es einen Schrei für das Leben.viii
Zapatistas plädieren schon lange dafür, die Kämpfe in den verschiedenen Geografien miteinander zu verbinden und sich angesichts der Macht der vielköpfigen kapitalistischen Hydra, nicht spalten zu lassen. Wir alle kämpfen auf unsere Weise im Kontext unserer je eigenen Geographie.

Wenn man die Verbrechen an der indigenen Bevölkerung in Palästina und in Mexiko und anderswo betrachtet, weiß man, auf welcher Seite man zu stehen hat: an der Seite des Lebens, des Widerstandes und nicht an der Seite der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Zapatist:innen verweigern die Zusammenarbeit mit den schlechten Regierungen. Sie sagen ihnen, dass sie bereits existiert haben, als es eine Regierung noch nicht einmal gab. Das gilt ebenso für die Palästinenser:innen. Dieser Linie folgt auch die internationale von Palästina ausgehende Solidaritätsbewegung BDS (Boykott, Desinvestition, Sanktionen)ix. Sie ruft nach dem Vorbild der internationalen Kampagne gegen die ehemalige Apartheidregierung Südafrikas zum wirtschaftlichen, akademischen, kulturellen Boykott der israelischen Apartheidregierung auf – solange bis die Besatzung und Siedlerkolonialismus beendet sind und die vertriebenen Palästinenser:innen wieder in ihre Heimat zurückkehren können.

2014 sagte Subcommandante Tacho x: „Und wenn wir diese zwei Worte, die in unseren Völkern so sehr bekannt sind aussprechen, die Wörter Tod und Zerstörung, dann schicken wir unser Herz und unseren Blick zum Volk von PALÄSTINA.“ Er sagte, es handle sich bei der Besatzung Palästinas nicht um einen Konflikt zwischen zwei gleichwertigen Parteien, sondern um einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser:innen. Wer es anders benennt, wolle nur die Realität von Tod und Zerstörung verstecken. Und dass sie als Indigene immer wieder aufstehen und widerstehen werden. Zapatistas umarmen Palästinenser:innen mit ihrem kollektiven Herzen.
Für die vollständige Rekonstituierung der Pueblos! Nie wieder ein Mexiko ohne uns! Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit für Palästina! Free Chiapas! Free Gaza! Eine andere Welt ist möglich! Fragend schreiten wir voran!

Palästina Solidarität Steiermark

i https://www.ya-basta-netz.org/aufruf-des-congreso-nacional-indigena-cni-…(link is external)
ii Zapatistische Basen, wörtlich Schneckenhäuser
iii Dieses Bild hängt in der palästinensischen Botschaft in Mexiko: Lang lebe Zapata – Held der mexikanischen Revolution – 1915 Lange lebe Abd al Kader al Husseini – Held der palästinensischen Revolution – 1948
iv https://www.trtworld.com/magazine/israel-s-role-in-war-crimes-committed-…(link is external)
v https://electronicintifada.net/content/israel-and-mexico-swap-notes-abus…(link is external)
vi https://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/israeli-firm-imprisons…(link is external)
vii https://www.haaretz.com/israel-news/tech-news/.premium-israel-refuses-to…(link is external)
viii http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2021/08/15/gerade-500-jahre-danach/(link is external)
ix https://bds-info.at/(link is external)
x enlacezapatista.ezln.org.mx/2014/08/07/eroeffnung-des-ersten-austausches-zwischen-mexikanischen-originalvoelkern

 

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